
A. Angelo Nottaris als junger Uhrmacher, 2012
2007 - 2025
EIN HALBES LEBEN FÜR EINE UHR
N°1
FACHMITTELSCHULE
Als 15-Jähriger schreibt sich A. Angelo Nottaris selbstständig für die Aufnahmeprüfung an der Fachmittelschule «Zeitzentrum Grenchen» ein und verschreibt sich damit in der fünften Generation der Uhrmacherkunst.
N°2
BACHELOR
Den Studiengang Industriedesign absolviert der Uhrmacher an der Hochschule für Gestaltung und Kunst HGK in Basel mit einem Semester am namhaften Ingvar-Kamprad-Designcentrum der Universität Lund in Schweden.
N°3
MASTER
In der Masterklasse zum Maître en design horloger an der Haute École d’Art et de Design HEAD in Genf entwickelt er mit seinem Tutor das Modell UNI:SEX weiter, während die beiden das Modell CAMARO neu erarbeiten.
N°4
PRAKTIKA
A. Angelo Nottaris absolviert Praktika bei IWC, Titoni und Roventa Henex, dem wichtigsten White-Label-Uhrenhersteller, wo er Designs für Zenith, TAG Heuer, Dior, Caran d`Ache, Leica oder Vaucher entwirft.
N°5
BERUFSERFAHRUNG
Als Rhabilleur trägt Nottaris die Mitverantwortung im Service Après-vente bei Gübelin und Bucherer an der Zürcher Bahnhofsstrasse und bei Christ im Glattzentrum und lernt die wichtigen Uhrenmarken kennen.
Der Horloger Angelo Nottaris will von Zürich aus mit einem neuen Uhren-Brand durchstarten. Er setzt dabei auf ein spezielles Design.
Die Zukunft der Zürcher Uhrmacherkunst liegt womöglich im Kreis 5. Verkörpert wird sie von Angelo Nottaris, einem 32-jährigen Horloger aus Olten, der aber längst schon in der Limmatstadt heimisch geworden ist. Bei einem mehrstöckigen Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert öffnet er die Tür. Und bittet ins Untergeschoss. Das Betreten seiner Werkstatt fühlt sich an wie ein Schritt in die Vergangenheit.
Seine Vorliebe für Vintage zeigt sich schon an der Kleidung. Nottaris trägt eine rundliche Edelstahlbrille, Jeanshemd, Krawatte und Gilet, im Radio läuft ein Jazzsong. Es riecht nach Metall. Im vergangenen Jahr hat er sich im Kellergeschoss eingerichtet: hier ein Uhrmacher-Etabli mit kleinen Teilen, Zangen, Pinzetten, Mikrometer und Pressstöckli – «für jeden Handgriff ein Werkzeug», erklärt er. Dort eine kleine, mit Riemen angetriebene Drehbank.
An der Wand hängen Skizzen seiner Entwürfe und ein schmucker Typografiesetzkasten mit allerlei Kleinteilen. Dass hier ein Liebhaber von Altbewährtem, der aber nach vorne blickt, am Werk ist, davon zeugt allein das auf einem Tisch stehende kleine Fotostudio. Schliesslich sollen die Uhren auch in den sozialen Medien bestmöglich inszeniert werden.
«Es hat niemand auf mich gewartet», sagt Nottaris. «Mein Ziel ist es trotzdem, bald davon leben zu können.»
Es bedarf sicherlich einiger Kühnheit, einen Uhren-Brand zu gründen. Im Land von Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet oder auch Omega, Tissot und Swatch wartet wohl tatsächlich niemand auf eine neue Marke. Und überhaupt. Wie will man sich da abheben?
Kaffee mit Angelo Nottaris
«Ich habe an praktisch jeder bekannten Uhrenmarke schon geschraubt»
Publiziert: 17.01.2025, Lesezeit: 8 min. – Bastian Heiniger, Finanz und Wirtschaft

Dozent Peter Walter und A. Angelo Nottaris an der Uhrmacher:inneschule Zeitzentrum
Von Grenchen an die Bahnhofstrasse
Den nötigen Antrieb, mehr zu wollen, hat Nottaris schon als Berufseinsteiger entwickelt. In Grenchen besuchte er die renommierte Uhrmacherschule Zeitzentrum. Im dritten Lehrjahr erfuhr er, dass das Schmuck- und Uhrengeschäft Gübelin einen Mitarbeiter für am Wochenende suchte. So kam er nach Zürich an die Bahnhofstrasse und erhielt nach der Lehre direkt eine Festanstellung.
Als junger Angestellter übernahm er gleich die Verantwortung, das Atelier und Lager neu zu organisieren sowie die Abläufe zu verbessern. Auch die spätere Anstellung als Rhabilleur bei Bucherer war ein wichtiger Meilenstein, er war also spezialisiert auf das Warten und das Reparieren von Uhren. «Ich habe an praktisch jeder bekannten Marke schon geschraubt», sagt er.
Doch Nottaris hatte mehr im Sinn. Nach der Berufsmaturitätsschule studierte er an der Fachhochschule Nordwestschweiz Industriedesign. «Ich beschäftigte mich auch mit anderen Produkten, aber es zog mich immer wieder zu den Uhren zurück.» Eine Uhr sei ein Talking Piece, sagt er. In Gesprächen kommt man früher oder später meist darauf zu sprechen, ein emotional aufgeladener Schmuck.
Und so legte er an der Westschweizer Fachhochschule Hes-So noch einen Master mit Fokus auf Uhrendesigns nach, den er 2021 abschloss. Die Idee seines eigenen Brand hatte sich da schon längst im Kopf festgesetzt, wie er nun ein paar Stockwerke oberhalb in seiner Wohnung erzählt.
In der Küche am Tisch serviert er Kaffee und Panettone. Ähnlich wie in seiner Werkstatt ist auch hier ein Flair für Vintage zu erkennen. An den Wänden hängen alte Familienerbstücke in Form von Bildern oder Säbeln, in der Ecke eine ansehnliche Standuhr.
Apropos Uhr: Seine Entwürfe kamen eigentlich gut an. Er gewann sogar einen Designwettbewerb von Tag Heuer. Dass jedoch ein namhafter Hersteller ein Design übernimmt und auf den Markt bringt, ist ein schwieriges Unterfangen. Also tut er dies nun eigenhändig unter seiner Marke Nottaris. Verkauft hat er bisher zehn Uhren.
Die haben zwar mit rund 10’000 Fr. einen stattlichen Preis. Allerdings sind die Produktionskosten noch immer zu hoch. «Eigentlich müsste ich das Dreifache verlangen.» Doch dann würde die Nische für ein ohnehin nischiges Produkt noch kleiner. Sein Ziel muss es daher sein, die Kosten zu senken und die Effizienz zu erhöhen.
Ergonomie und Ästhetik
Das erste Modell namens Uni:sex entstand im Rahmen der Masterarbeit. «Ich verfolgte dabei drei Grundsätze: Ergonomie, minimalistische Ästhetik und Restmaterialien.» Das Uhrwerk stammt von befreundeten Uhrmachern, für das Gehäuse bezieht er Medizinalstahl, der bei einem Dentallabor als Reste anfällt. Als er 2019 erstmals bei dem Dentallabor wegen Restmaterialien anfragte, staunten sie nicht schlecht, dass sich ein Uhrmacher dafür interessiert.
«Das Material ist hart und dafür gemacht, es am Körper zu tragen.» Speziell am Design ist die Ergonomie. Die Uhr liegt nicht flach, sondern leicht angewinkelt auf dem Handgelenk. Und 12 Uhr befindet sich etwas verschoben, etwa dort, wo normalerweise 1 Uhr angezeigt wird. Die Idee dahinter: Wenn man auf die Uhr blickt, hält man den Arm meistens angewinkelt. Das Ablesen der Zeit sei so natürlicher.
Nun aber muss sich Nottaris auf dem Uhrenmarkt erst einmal etablieren. Die bisherigen Stücke hatte er meist über persönliche Kontakte verkauft. Das will er dieses Jahr ändern.
TREUE PARTNERSCHAFFT
Vor 12 Jahren beschliessen A. Angelo Nottaris und Patrick Gilomen nach bestandener Matura, sich eines Tages selbstständig zu machen: Heute führt Gilomen die Zuchwiler CNC-Werkstatt «Atelier des Montres Nottaris».
2012
AHA-ERLEBNIS
Dem jungen Rhabilleur fällt auf: Uhren kommen an der Zürcher Bahnhofsstrasse hauptsächlich wegen drei Defekten in die Reparatur. Diese drei Probleme will er angehen, um eine möglichst zuverlässige Uhr entwickeln zu können: Die UNI:SEX.
2014
WURF FÜR BUGATTI
A. Angelo Nottaris und Elio Amato erhalten als Studenten der Kunsthochschule Basel von VW den Auftrag, einen Familien-Van für Bugatti zu entwerfen. Elio ist heute Yachtdesigner und wichtiger Design-Konfident für NOTTARIS.
2016
Making of des Bugatti-Entwurfs
MASTERTITEL
Basierend auf der praktischen Masterarbeit UNI:SEX und der Masterthesis «The battle of the Wrist» wird A. Angelo Nottaris der Titel des «Master of Fine Arts in Watch Design» der Kunsthochschule Genf verliehen.
2021
ENTWICKLUNGS-WERKSTATT
Vorbereitungen für den Produktionsstart der Uhrenmarke NOTTARIS: Die Werkstatt wird mit zwei Drehbänken und Kleinwerkzeugen eingerichtet, während letzte Entwicklungsschritte für die URVERSION anstehen.
2022
ERSTES, GROSSES ZIEL
22 Exemplare der URVERSION des Modells UNI:SEX sollen möglichst bis im S 2024 verkauft sein, da sich mit dieser ersten Kleinserie die über Jahre entwickelten Produktionsprozesse erstmals konkret validieren lassen.
2024