NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
Andrea Martel, Nicole Rütti
11. September 2014 um 00:00:00
Für Nick Hayek steht die Smartwatch noch nicht vor dem Durchbruch. Zunächst gelte es, das Batterieproblem zu lösen, woran man in der Swatch Group mit Hochdruck arbeite.
Besonders skeptisch stimmt die Uhrenprofis Nick Hayek und Jean-Claude Biver, dass in Cupertino nicht von Batterielaufzeiten gesprochen wurde. Laut Hayek ist die Autonomie einer Uhr das A und O. Eine Uhr, die jeden Tag geladen werden müsse, sei einfach nicht attraktiv.
Dass bei der Vorstellung der Apple Watch so Zentrales wie Batterielaufzeiten kein Thema war, ist für Hayek und Biver ein Indiz dafür, dass Apple – wohl wegen des hohen Drucks von aussen – in diesem Fall ein noch nicht ganz fertig ausgereiftes Produkt präsentieren musste. Dafür spricht auch, dass die Uhr frühestens in vier Monaten in die Läden kommt; für Kopierer geradezu eine Einladung.
Ergänzung statt Verdrängung
Von dieser Apple Watch fürchtet Hayek deshalb derzeit wenig Konkurrenz, auch wenn klar ist, dass Apple sein Produkt mit Hochdruck weiterentwickeln wird. Aber auch allgemein nimmt der Swatch-Group-CEO das ganze Thema Smartwatch relativ gelassen. Das Aufkommen von Smartwatches sei sogar eine Chance, betont Hayek. So würden nämlich plötzlich auch Leute, die bisher keine Uhren getragen hätten, sich etwas ans Handgelenk binden, was sie auch zu potenziellen neuen Kunden für traditionelle Uhren mache.
Die Befürchtung, dass die Smartwatch die traditionelle Uhr am Handgelenk verdrängen werde, teilt Hayek nicht. Die Menschen seien es so gewohnt, ihre Uhren je nach Aktivität oder Anlass zu wechseln, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Smartwatch je zur einzigen Uhr werde. Manchmal sei die Funktionalität der Uhr gefragt, dann wieder stehe das «Schmuckstück» im Vordergrund.
Zudem frage er sich immer noch, welches die «Killer-Applikation» sein könnte, die die Smartwatch unentbehrlich mache. Die meisten Funktionen der heutigen Smartwatches seien auf dem Telefon besser aufgehoben.