LUZERNER ZEITUNG
Marc Fischer
10. September 2014 um 00:00:00
Swatch-Chef Nick Hayek reagiert auf die innovative Apple-Uhr mit Hohn und Spott. Ob er es besser kann, muss er aber erst noch zeigen. Das Zeugs dazu hätte er auf alle Fälle.
Die tragbaren Kleincomputer sind möglicherweise die ganz grosse Innovation der Industrie: «Apple Watch könnte den Durchbruch für Smartwatches bringen», urteilte der Uhrenanalyst der Bank Vontobel, René Weber. Deshalb, so Weber, würden die Smartwatches auch einen Einfluss auf die Schweizer Uhrenbranche haben. Vor allem Zeitmesser im unteren Preissegment dürfe die Apple-Konkurrenz zu spüren bekommen. Die Swatch Group sei mit Swatch und Tissot exponiert. Es geht um einiges: Die beiden Marken machen rund 20 Prozent des Konzernumsatzes aus.
Kein Wunder, straft Hayek die Innovation aus Silicon Valley mit Geringschätzung: «Wir lassen uns den Rhythmus sicher nicht von Cupertino diktieren und ich bleibe auch nicht extra auf wegen einer Apple Watch», so Hayek. Herabwürdigung als Ausdruck der Beleidigung? Oder war man einfach überrascht, dass Apple schon gestern informierte? Selber tüftelt Hayek seit Jahren an einer Smartwatch. «Swatch hat schon vor zehn Jahren Smartwatch-Komponenten lanciert», so Hayek.
Etwa mit der Swatch Access, mit der man bezahlen konnte, oder mit dem Tissot-Modell, das über einen Touchscreen verfügte. Zudem betreibe man die Batteriefabrik Renata, die Batterien für tiefsten Stromverbrauch herstelle. «Für mobile Geräte, Uhren, Telefone oder Hörgeräte, sind Renata-Batterien weltspitze.»
Gerade beim Thema Batterien habe man sich in Cupertino noch in Schweigen gehüllt; nicht grundlos: «Das ist eines der grossen Probleme: Wie lange geht es, bis man die Uhr wieder aufladen muss», so Hayek. Die Swatch sei heute zwar nur ein Zulieferer, aber man wisse genau wie die Integration der Einzelteile zu einer Uhr, die mit seinem Träger interagieren könne funktioniere.
Mit anderen Worten: Swatch hat so ziemlich alles für eine eigene Smartwatch. Sie muss nur die Einzelteile zusammensetzen. Zu hoffen ist, dass dabei mehr herausschaut als bloss ein Fitness-Accessoire, wie es Hayek im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» für 2015 unlängst in Aussicht gestellt hatte. Ein kommerzieller Brüller wäre das jedenfalls wohl kaum: Die Apple Watch hat auch Fitnessfunktionen und dazu noch vieles mehr.